Ausstattung

Bewährte und moderne Technologie sind die Garanten für einen erfolgreichen THW-Einsatz: Ohne sie wäre mancher Einsatz gar nicht möglich.

Aber wie funktioniert ein Notstromaggregat? Wann kommt ein Hebekissen zum Einsatz? Hier gibt es Fakten zu Plasmaschneidern, Rettungssägen, Hebekissen und vielem mehr.

Das kleine Technik-ABC – die Technikserie auf thw.de

Was ist eigentlich eine SchmuWaPu? Was hat Hannibal mit dem THW zu tun? Und warum können sich manche Ortsverbände an Diamanten erfreuen? Die Technikserie auf thw.de gibt Antworten dazu und erklärt ausgewählte Geräte des THW, interessant und verständlich.

Die Serie entstand in Zusammenarbeit mit dem Ortsverband Siegburg und der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. An der Hochschule werden unter anderem Technikjournalisten ausgebildet. In einem Praxiskurs unter der Leitung von Prof. Dr. Katharina Seuser konnten sich die Nachwuchs-Schreiber am Gerätearsenal des Ortsverbands Siegburg ausprobieren, der seine Tore für die wissbegierigen Studierenden öffnete und ihnen die Technik im Detail erklärte.

Die Ergebnisse finden Sie hier.


Einsatz-Gerüst-System

Gut gerüstet

Unabhängig davon, ob es sich um einen Erdbebeneinsatz oder einen Hauseinsturz handelt: Rettungskräfte können erst dann aktiv werden, wenn ihre eigene Sicherheit gewährleistet ist. Als besonders flexibel und schnell zur Sicherung von Gebäuden oder Mauern hat sich das Einsatz-Gerüstsystem (EGS) des THW durchgesetzt.

Das EGS ist in vier Bausätze gegliedert. Diese sind in unterschiedliche Größen unterteilt und damit für verschiedene Aufgabengebiete konzipiert. So ist der erste Bausatz zur leichten Bergung gedacht, ermöglicht es aber auch Geräte hochzuziehen oder abzulassen.

In Kassel sind alle vier Bausätze im Ortsverband vorhanden, somit können die THW-Helferinnen und Helfer meterlange Stege bauen, Türme errichten und sogar Häuser abstützen. Ermöglicht wird dies durch ein umfangreiches Sortiment an diversen Stahlrohren und Verbindungsstücken, mit denen sich in kurzer Zeit ein stabiles Gerüst errichten lässt. Diverse Hölzer, Stützen und Verankerungsmaterial ermöglichen dabei die Verbindung zwischen dem zu stützenden Gebäude und dem eigentlichen Gerüst. Gitterboxen mit Kleinmaterial komplettieren die Ausrüstung.

Zuständig für den Aufbau des EGS sind die Bergungsgruppen. Bei größeren Abstütz- und Sicherungsmaßnahmen ergänzen sich mehrere EGS dank der normierten Teile. Somit stellen auch schwierige Einsätze mit hohem Materialaufwand kein Hindernis dar. Die Aufbauzeit für ein EGS beträgt zwischen wenigen Minuten für leichte Gerüste und mehreren Stunden für Laufstege, Türme und Abstützungen. Die vielseitigen Anwendungen machen es zu einem unverzichtbaren Helfer beim Stützen und Sichern.

Steffen Lindner/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Atemschutzgerät

Damit den Helfern nicht die Luft ausgeht

Mit dem Atemschutzgerät werden auch verrauchte Unglücksstellen zugängig.

Ein Fabrikgebäude steht in Flammen, Rauch strömt aus jeder Öffnung. Das THW wird von der Feuerwehr zur Unterstützung angefordert, um die Unglücksstelle auszuleuchten und für eine ausreichende Wasserzufuhr zu sorgen. Durch die Rauchentwicklung sind die Arbeiten für die Einsatzkräfte auch in der Umgebung des Brandes gefährlich. Damit die „blauen Engel“ vom THW trotzdem helfen können, sind sie mit Atemschutzgeräten ausgerüstet.

Zu einem Atemschutzgerät des THW gehören eine Atemschutzmaske, ein so genannter Lungenautomat, ein Druckminderer und eine Pressluftflasche. Der Lungenautomat schließt direkt an die Maske an und ist, unter anderem, für die Druckanpassung und Sauerstoffdosierung der Atemluft zuständig. Er ist durch fingerdicke Schläuche mit dem Druckminderer und der Pressluftflasche verbunden, die der Helfer auf dem Rücken trägt. 15 Kilogramm schwer ist das Atemschutzgerät und fasst ein Volumen von 1.800 Litern Atemluft. Auch wenn die Atemluft theoretisch für längere Einsätze ausreicht, können die Helferinnen und Helfer in der Regel maximal 30 Minuten der hohen körperlichen Belastung durch den Einsatz mit dem Atemgerät ausgesetzt werden.

In den Flaschen herrscht ein Druck von 300 Bar; der normale Luftdruck liegt dagegen bei nur 1,031 Bar. Damit der Helfer die Atemluft aus der Pressluftflasche einatmen kann, muss der Druck verringert werden. Das geschieht in zwei Stufen: Der Druckminderer reduziert sie auf einen Mitteldruck von fünf Bar, der Lungenautomat senkt diesen weiter auf Umgebungsdruck.

Die Atemluft, die letztendlich in die Maske gelangt, wird durch den Lungenautomaten dosiert. Die Dosierung hängt vom Unterdruck in der Maske ab, die beim Atmen entsteht. Die Luft wird an der Sichtscheibe vorbei geleitet und verhindert damit, dass diese beschlägt. Die verbrauchte Atemluft gelangt schließlich über das Ausatemventil ins Freie.

Das THW setzt bei solchen Einsätzen Vollmasken ein, die im Gegensatz zu Halb- oder Viertelmasken das ganze Gesicht bedecken. Sie schützen auch die Augen. Außerdem herrscht in den Masken des THW ein sehr kleiner Überdruck von etwa vier Millibar. Er verhindert selbst bei undichten Masken das Eindringen von Atemgiften.

Julia Eder/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Bohr- und Aufbrechhämmer

Ab durch die Wand

Bohr- und Aufbrechhämmer können Wände durchbrechen, Trümmer zerteilen oder Betonflächen durchtrennen.

Von außen betrachtet sehen sie wie Bohrmaschinen aus – Bohr- bzw. Aufbrechhämmer sind allerdings stets mit einem pneumatischen Schlagwerk ausgestattet, welches aus Antriebslager, Kolben, Schläger und Schlagbolzen besteht.

Angetrieben werden diese Geräte mit Strom, Druckluft oder Hydrauliköl. Die Rotationsbewegung des Motors wird in eine Hubbewegung des Kolbens im Schlagwerk umgesetzt. Bei der Vorwärtsbewegung des Kolbens wird der Schläger durch den entstandenen Überdruck nach vorne beschleunigt. Beim Auftreffen auf den Schlagbolzen gibt der Kolben seine Bewegungsenergie ab. Dabei entwickelt der Schlagimpuls eine große Kraft. Durch den starken Schlagimpuls des Bohrers oder Meißels werden Materialien wie Beton und Stein zermürbt. Ein 7-Kilo-Bohrhammer gibt pro Minute 2.200 Schläge ab, je nach Bedarf auch mehr.

Wenn keine Druckluft zur Verfügung steht, werden elektrische Bohrhämmer eingesetzt. Sie können je nach Leistung bis zu 15 Kilogramm wiegen, pneumatisch angetriebene bis zu 20 Kilogramm. Hydraulische Bohrhämmer werden im THW nicht eingesetzt.

Der Schlagbolzen überträgt nicht nur den Impuls, sondern er schützt auch das Innere der Maschine mit Hilfe eines Dichtrings gegen Staub und Schmutz. Bohrhämmer sind zudem mit einer Sicherheitskupplung ausgestattet, um die Mechanik beim Blockieren des Bohrers zu schonen und den Anwender zu schützen.

Bei der Arbeit mit Bohrhämmern entsteht ein hoher Schallpegel und damit großer Lärm. Die Helfer müssen sich aber nicht nur vor dem Lärm schützen, sondern bei einem Einsatz stets ein Visier zum Schutz vor Staub und Splittern tragen.

Miriam Birkel/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Brennschneidegerät

Schneiden mit Sauerstoff

Bei eingestürzten Gebäuden führt kein Weg am Brennschneidegerät vorbei. Es verbrennt und zerschneidet Metall mit einem dünnen Sauerstoffstrahl.

Oft müssen THW-Einsatzkräfte Stahlträger oder Eisenbahnschienen durchtrennen. Bevor sie das Metall aber zerschneiden können, muss es Temperaturen von über 1000 Grad Celsius erreichen. Beim Brennschneidegerät geschieht dies mit einer Heizflamme aus Acetylen und Sauerstoff. Sobald der Werkstoff erhitzt ist, bläst 99-prozentig reiner Sauerstoff, so genannter Schneidsauerstoff, unter Druck mittig durch die Heizflamme. Trifft der dünne Sauerstoffstrahl auf das Metall, verbrennt und durchtrennt er es. Asche oder nicht verbrannte Rückstände bläst der Sauerstoff nach hinten aus. Durch Hitze und Funkenflug herrscht erhöhte Brandgefahr, die Vorkehrungen wie zum Beispiel Sicherheitskleidung erfordert.

Wenn der Anwender schweißen statt schneiden will, schaltet er den Schneidsauerstoff ab und verflüssigt das Metall anstatt es zu verbrennen. THW-Einsatzkräfte können hierdurch beispielsweise zwei Rohre für eine Wasserversorgung zusammenfügen.

Das Griffstück des Brennschneidegeräts ist über Schläuche mit zwei Gasflaschen verbunden. Um Verwechslungen zu vermeiden, ist der Acetylen-Schlauch rot, der Sauerstoff-Schlauch blau gefärbt. Sie treffen in einem Mischrohr aufeinander, dass sich im Griffstück befindet. Mit Ventilen reguliert der Anwender Heizflamme und Schneidsauerstoffzufuhr, die aus einer Düse am Griffstück austreten. Die Düsen sind austauschbar, da die Dicke der Werkstücke unterschiedliche Öffnungen an der Düse erfordert.

Das Brennschneidegerät ist auf einem tragbaren Gestell verstaut und somit gut zu transportieren. Brennschneidegeräte sind komplett auf dem Gerüst montierbar, was den THW-Einsatzkräften wertvolle Zeit erspart, sollten sie erneut Stahlträger oder Eisenbahnschienen zerschneiden müssen.

Dirk Vos/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Dreibock

Die Mutter aller Tragekonstruktionen

Bereits die alten Ägypter nutzten Konstruktionen wie den Dreibock, um ihre Arbeit zu erleichtern. Ein Dreibock dient zum anheben und ablassen von Lasten und ermöglicht, diese zu schwenken oder zu versetzten. Der große Vorteil des Dreibocks: Er ist schnell aufgebaut und steht von allein.

Mit Hilfe des Dreibocks können Rettungskräfte verunglückte Personen aus tiefen und schlecht zugänglichen Schächten oder Gruben retten. Er besteht aus drei Bockbeinen, die an der Spitze miteinander verbunden sind. Grundsätzlich gibt es zwei Ausführungen des Dreibocks, zum einen als Rohrbaugerüst, zum anderen als Konstruktion aus Holz. Der Dreibock aus dem Rohrbaugerüst ist die schnelle Variante – zusammenstecken und einsatzbereit. Wenn keine technische Ausstattung vorhanden ist, kommt der aus Holz gebundene Dreibock zum Einsatz. Diesen aufzubauen erfordert jedoch Vorkenntnisse und Übung.

Das Rohrbaugerüst des Dreibocks besteht meist aus Aluminium. Es ist zusammenklappbar und mit einer Länge von nur zwei Metern leicht zu transportieren. Die maximale Bauhöhe und Tragfähigkeit ist durch die jeweilige Ausführung vorgegeben, da es starre Konstruktionen sowie Teleskopkonstruktionen gibt.
Auch Teile des Einsatzgerüstsystems eignen sich zum Bau eines Dreibocks.

Der hölzerne Dreibock wird selbst konstruiert. Drei gleich starke und lange Rundhölzer werden am oberen Ende mit einer Arbeitsleine zusammengebunden. Um die Stabilität des Dreibocks zu gewährleisten, muss der Winkel zwischen den Bockbeinen an der oberen Verbundstelle 45 Grad betragen und unten ein gleichschenkliges Dreieck mit einem Winkel von 60 Grad bilden. Damit die Bockbeine nicht auseinander rutschen, müssen sie mit einem Seil umspannt werden.

In Verbindung mit einem Rollgliss, Flaschenzug oder einer Winde, können Personen oder Lasten einfach abgelassen oder hochgezogen werden. Der Dreibock dient nicht nur den oben beschriebenen Zwecken, er spielt auch eine wichtige Rolle im Stegebau.

Verena Hemmerling/Hochschule-Bonn-Rhein-Sieg

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Energieverteilersatz

Unter Hochspannung

Das Technische Hilfswerk macht bei seinen Einsätzen Gebrauch von den verschiedensten elektrischen Geräten. Viele von ihnen sind sehr leistungsstark und dementsprechend „hungrig“ nach Strom. Nicht selten ist die gängige Versorgungsspannung nicht ausreichend – Starkstrom wird benötigt.

Man stelle sich einen typischen THW-Einsatz nach einem Unwetter vor: Die Helferinnen und Helfer müssen für Licht sorgen, umgestürzte Bäume beseitigen, abgedeckte Dächer sichern und Wasser abpumpen. Sie benötigen also jede Menge Energie, zum Beispiel für Kompressoren, Hydraulik-Aggregate, Kernbohrer und Pumpen. Da eine lokale Stromversorgung oft nicht verfügbar ist, gehören Notstromaggregate beim THW zur Standardausrüstung. Eine Stromquelle ist also da, jetzt muss die Elektrizität sicher und effektiv an die einzelnen Verbraucher verteilt werden.

Das erledigen beim THW die Energieverteilersätze. Bestehend aus leistungsfähigen Baustrom- oder Steckdosenverteilern und diverse Leitungen bringen sie den richtigen Strom an das entsprechende Gerät. Dafür sind die Verteiler mit mehreren Größen und Arten von Steckanschlüssen für die einzelnen Stromarten ausgestattet. Zum Beispiel mit fünfpoligen Steckanschlüssen für fünfadrige Starkstromkabel. Die Leitungen gibt es in verschiedenen Stärken und Längen. Damit hat jede Fachgruppe des THW immer die richtige Leitung zur Hand.

Natürlich muss auch für die Sicherheit von Mensch und Maschine gesorgt werden. Alle Stromkreise sind entsprechend ihrer Strombelastbarkeit mit separaten Sicherungen geschützt. Damit wird ein Abbrennen der Leitungen in den Stromkreisen verhindert. Außerdem gibt es sogenannte Fehlerstromschutzschalter (früher FI-Schalter, heute RCD genannt), die vor gefährlichen Berührungsströmen schützen und somit wesentlich zur Sicherheit aller Beteiligten beitragen.

Die vielseitige Technik im Inneren ist gut verpackt. Gehäuse und Steckdosen sind aus schwer entflammbarem, widerstandsfähigen Vollgummi und in hohem Maß staub- und wasserbeständig. Außenliegende Metallteile sind aus rostfreiem Edelstahl und die Sicherungen liegen unter einer schlagfesten Abdeckung. Somit ist bei jedem Einsatz des THW dafür gesorgt, dass nur die elektrischen Geräte, nicht aber die Rettungskräfte selbst unter Strom stehen.


Nico Wieduwilt/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Hebekissen

Mit Luft schwerste Lasten heben

Wo kein Bagger oder Hebel greifen kann, kommt das Hebekissen zum Einsatz.

Bei einem Erdbeben wird ein Bus unter den Trümmern eines einstürzenden Gebäudes begraben. Die unter den tonnenschweren Trümmerteilen Verschütteten können nicht mit bloßen Händen befreit werden. Mit Hebekissen kann das THW helfen.

Das Hebekissen funktioniert im Prinzip wie ein Luftballon: Im ungefüllten Zustand ist es nur wenige Zentimeter dick und sehr handlich. Es kann leicht unter Lasten wie beispielsweise Trümmer geschoben werden. Anschließend wird das Kissen aus reißfesten Kunstfasern und Gummiummantelung mit Druckluft langsam aufgepumpt. Während des Aufpumpens müssen die THW-Einsatzkräfte die Last permanent sichern, um zu verhindern, dass sie seitlich wegrutscht.

Das THW hält verschiedene Hebekissen mit unterschiedlichen Traglasten und Hubhöhen vor. Hierbei ist die Hubhöhe immer von der Last abhängig. Beispielsweise können Lasten von bis zu 30 Tonnen mit einem Hebekissen um 5 Zentimeter angehoben werden – Zentimeter, die für einen Verschütteten die Rettung bedeuten können. 30 Tonnen entsprechen etwa dem Gewicht eines voll beladenen LKW. Auf dem Kissen verteilt sich das Gewicht gleichmäßig auf einer zirka schreibtischgroßen Fläche. Bei unebenem Boden oder flächigen Lasten setzt das THW zwei Hebekissen gleichzeitig an. Mit einem Doppelsteuergerät, einer Steuerung mit zwei Schalthebeln, kann die Luftzufuhr beider Kissen unabhängig voneinander und dennoch von einer Person reguliert werden. So können die Lasten zentimetergenau ausbalanciert werden. Dies ist besonders wichtig bei schwierigen Lagen wie einer Rettung aus ineinander verkeilten Trümmern.

Ein Hebekissen ist aus reißfesten Kunstfasern gefertigt und passt sich sowohl den Konturen des Untergrundes als auch der Last an. Eine Beschichtung aus synthetischem Kautschuk schützt es vor einer Beschädigung durch Öle und Säuren, die an Unfallstellen auslaufen können. Wird ein Hebekissen im Einsatz doch beschädigt, können Risse bis zu vier Zentimetern, wie bei einem Fahrradschlauch, mit einem Flicken repariert werden.

Christian Gödert/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Hydraulikheber

Ein Leichtgewicht für schwere Fälle

Wenn die Kraft des Menschen versagt, müssen andere Hilfsmittel her. Mit dem Hydraulikheber, auch Hebe- und Pressgerät genannt, können die THW-Einsatzkräfte Trümmerteile von bis zu 15 Tonnen anheben. Das entspricht etwa dem Gewicht von dreizehn Kleinwagen.

Der Hydraulikheber ist ein Gerätesatz, der aus einer handbetriebenen Pumpe, einem Verteilerventil und zwei Hydropressen besteht. Der gesamte Satz wiegt zusammen gerechnet weit über 50 Kilogramm. Um den Hydraulikheber zum Einsatz zu bringen, wird die Pumpe mit einem Schlauch an eine Hydropresse angeschlossen, den eigentlichen Lastenträger. Die Hydropresse ist zylinderförmig und etwa 30 Zentimeter hoch. Sie wird auf einer Fußplatte montiert und dann unter den zu hebenden Gegenstand gestellt.

Beim Betätigen der Pumpe wird Öl durch den Schlauch in die Hydropresse gedrückt und dadurch ein Kolben ausgefahren. Dieser kann die Last bis zu 15 Zentimeter nach oben drücken. Bei Bedarf kann die zweite Hydropresse angeschlossen werden. Dabei kommt das Verteilerventil zum Einsatz, das das Öl auf beide Heber aufteilt. Die Leistung verdoppelt sich dann auf 30 Tonnen.

Dass trotz des geringen Kraftaufwands an der Pumpe eine so große Kraft zum Heben der Lasten entsteht, hängt wesentlich mit den unterschiedlichen Durchmessern von Handpumpenkolben und Hubkolben zusammen. Die Handpumpe baut einen hohen Druck auf. Dieser wirkt auch auf den Kolben in der Hydropresse, denn der Druck im System ist an jedem Punkt gleich. Nach diesem Prinzip funktionieren zum Beispiel auch hydraulische Wagenheber, wie sie in vielen Autowerkstätten zu finden sind.

Ventile an der Pumpe und der Hydropresse verhindern, dass das Öl zurück fließt. Zum Absenken des Zylinders werden die Ventile einfach per Hand geöffnet und das Öl fließt zurück in den Behälter der Pumpe.

Julia Ockenga/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Mehrzweckzug

Der Kofferkran

Nach einem Unwetter blockieren umgestürzte Bäume die Straßen. Für schweres Räumgerät wie Kräne und Lastkraftwagen ist kein Durchkommen. Der handliche Mehrzweckzug des THW – umgangssprachlich Greifzug oder Luxemburger genannt – räumt auch in solchen Lagen schwere Hindernisse aus dem Weg.

Mit dem Mehrzweckzug können größere Lasten gezogen, gehoben, abgesenkt oder gesichert werden. Das THW nutzt in der Regel Mehrzweckzüge mit einer Zugkraft von 16 oder 32 Kilonewton (kN). Zehn Kilonewton entsprechen in etwa einer Tonne, damit lässt sich mit einem 16kN Mehrzweckzug beispielsweise ein Kleinwagen anheben. Zusätzlich wird meist ein Sicherheitsfaktor von fünf angegeben. Das heißt, der Mehrzweckzug und das Metallseil sollten mindestens das Fünffache des zu tragenden Gewichts halten können.

Das Gerät ist etwa so groß wie ein Werkzeugkoffer und kann von einer einzigen Person bedient werden. Es ist äußerst mobil, weil es rein mechanisch funktioniert und folglich keine Stromversorgung benötigt. Zusätzlich braucht man ein spezielles Stahlseil mit einem Haken oder Bolzen am Ende. An der Oberseite des Geräts gibt es zwei kurze Bedienhebel. Je nachdem, ob das Seil abgelassen oder eingezogen werden soll, wird auf einen der Hebel ein etwa ein Meter langes Hebelrohr gesetzt. Durch gleichmäßiges Hin- und Herschieben des Hebels wird das Seil bewegt. Die Kraft wird verstärkt, so dass eine einzelne Einsatzkraft schwere Lasten bewegen kann.

Den gleichzeitigen Transport und die Sicherung des Seils im Greifzug ermöglichen die zwei sogenannten Klemmbackenpaare. Dieser Vorgang geschieht vollmechanisch. Je schwerer die zu bewegende Last ist, desto fester greifen die Klemmbacken zu – das Seil kann also nicht durchrutschen. Sollte eine Last die Zugkraft wesentlich überschreiten, werden ein oder mehrere Sicherheitsstifte in der Transportmechanik abgeschert. Diese Metallbolzen können erst wieder ausgetauscht werden, wenn der Greifzug entlastet wurde. Das Seil wird jedoch weiterhin sicher zwischen den Klemmbacken gehalten.

Anders als bei Seilwinden, die an den Einsatzfahrzeugen angebracht sind, kann der Mehrzweckzug aus jeder Position eingesetzt werden. Er wird mit einem Haken an stabilen Objekten wie Wänden, Decken oder Bäumen befestigt. Sollte solch ein Festpunkt nicht verfügbar sein, kann man ihn auch mit sogenannten Erdnägeln im Boden verankern.

Marcus Berinski/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Motorkettensäge

Von Ketten, Zähnen und Schwertern

Schwere Stürme und Schneemassen machen auch dem stärksten Baum zu schaffen. Fällt dieser dann auf eine Straße oder droht in ein Dach oder eine Stromleitung zu stürzen, wird beim THW die Motorkettensäge ausgepackt.

Das THW verwendet verschiedene Motorsägen, die sich je nach Aufgabengebiet in Größe und Leistung unterscheiden können. Im Gehäuse der meisten Motorsägen befindet sich ein Zweitakt-Motor, der mit einem Seilzug gestartet wird. Der Treibstoff besteht aus einem Gemisch aus Benzin und Öl, das den Motor versorgt. Dieser Motor treibt über eine Fliehkraftkupplung die Sägekette an, die über eine meist 35 bis 50 Zentimeter lange Schiene – auch „Schwert“ genannt – gespannt und mit kleinen Sägezähnen bestückt ist. Die Zähne schneiden sich sogar in vereistes Holz.

Um die Unfallgefahr zu vermindern, sind Schutzvorrichtungen in das Maschinengehäuse integriert. Dieses ist zum Beispiel mit einem sogenannten Krallenanschlag ausgestattet, der die Motorsäge am Werkstück fixiert. Zusätzlich besitzt das Gehäuse einen Handschutz, der Verletzungen durch raue Oberflächen verhindert. Bei der Arbeit mit der Motorsäge kann der Anwender die Geschwindigkeit der Kettensäge regulieren: Verlangsamt er die Schnittgeschwindigkeit, ermöglicht er dadurch ein vorsichtigeres Schneiden.

Des Weiteren gibt es Regeln im Umgang mit der Motorsäge. So muss die Sägekette vor der Nutzung gespannt werden und fest an der Schiene anliegen. Auch die richtige Schutzkleidung ist Pflicht. Sie schützt den Anwender nicht nur vor fliegenden Teilchen, die Gesicht oder Körper verletzen könnten, sondern dient auch dem Lärmschutz. Eine Schnittschutzhose hilft, die Verletzungsgefahr an Beinen und Unterleib zu verringern.

Bastian Hofsümmer/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Multifunktionaler Einsatzanzug (MEA)

Anzugspflicht – aber ohne Krawatte

Wind und Wetter machen den THW-Einsatzkräften ganz schön zu schaffen. Aber auch Staub, Kälte oder herunterfallende Teile bereiten ihnen Probleme. Daher tragen die Helferinnen und Helfer den multifunktionalen Einsatzanzug (MEA), mit dem sie den Gefahren trotzen.

Hose, T-Shirt und eine Fleecejacke sind die Grundbausteine der Ausrüstung. Hinzu kommen ein Helm, Sicherheitsstiefel und spezielle Handschuhe. Der MEA, sowie die Handschuhe bestehen größtenteils aus Nomex und Kevlar. Diese Materialkombination bietet eine hohe Schnitt- und Stichfestigkeit. Zusätzlich ist sie schwer entflammbar, erreicht den Hitzeschutz eines Feuerwehranzuges allerdings nicht. Bei schlechter Sicht machen reflektierende Leuchtstreifen auf den Träger aufmerksam. Eine Klima-Membran in Jacke, Hose, Schuhen und Handschuhen hält Regen, Wind und Minustemperaturen vom Träger fern. Gleichzeitig lässt sie Schweiß nach Außen durch. Auch Staub und leicht aggressive Chemikalien hält die Membran in gewissen Maßen ab. An heißen Sommertagen, kann der Träger die Membran von der Hose trennen.

Die THW-Handschuhe sind für fast alle Einsatzlagen gedacht. Dennoch müssen die Helferinnen und Helfer bei Gefahren wie großer Hitze oder Infektionsgefahren spezielle Handschuhe tragen. Die Stiefel wiederum sind mit Stahleinlagen verstärkt. Dadurch blocken sie Fehltritte in Nägel oder Scherben ab und bieten, wie der Helm, Schutz vor Schlägen und Stößen.

Den flexibelsten Schutz bietet der Einsatzhelm, der mit verschiedenen Aufsätzen ergänzt werden kann. Neben einem Gehörschutz und einer Schutzbrille kann auch eine Lampe auf den Helm montiert werden. Ein vor Beschlag und Kratzern gefeites Kunststoffvisier schützt das Gesicht vor herum fliegenden Funken oder Splittern. Ist ein Nackenschutz montiert, können Regen und Schmutz nicht mehr in den Kragen gelangen.

Tragen die Einsatzkräfte die komplette Ausrüstung, stellt auch das größte Unwetter kaum noch Gefahr mehr für ihre Gesundheit dar.

Bastian Hofsümmer/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Notstromaggregat

Unser Strom ist blau

Wenn der Strom aus der Steckdose zu Ende ist, kommen die Notstromaggregate des THW zum Einsatz.

Bei ihren Rettungseinsätzen sind die Helfer des THW auf Strom angewiesen: Sie benötigen ihn, um den Einsatzort auszuleuchten und um Bergungsgeräte mit elektrischem Antrieb anzuschließen. Da die lokale Stromversorgung in Notfällen oft unterbrochen ist, gehören Stromaggregate beim THW zur Standardausrüstung.

Stromaggregate funktionieren wie elektrische Generatoren: Beide wandeln mechanische in elektrische Leistung um. Ein Verbrennungsmotor treibt die mechanische Welle an, die eine Spule in einem Magnetfeld bewegt. Dabei entsteht elektrische Ladung. Die Lorentzkraft bewirkt die Umwandlung der mechanischen in elektrische Energie, indem sie auf die elektrische Ladungen in dem Magnetfeld wirkt. Dadurch findet eine Ladungsverschiebung statt, wobei elektrische Spannung erzeugt wird. Erst dann kann der Strom fließen.

Stromaggregate erzeugen Wechsel- und Drehstrom, wie er in allen Haushalten aus der Steckdose kommt. So können alle üblichen elektrischen Geräte des THW angeschlossen werden, wie zum Beispiel Beleuchtungsanlagen, Betonkettensägen oder Pumpen.

Beim THW kommen zwei verschiedene Typen von Stromaggregaten zum Einsatz: Das sogenannte Stromerzeugungsaggregat (SEA) liefert elektrische Energie zum Betrieb von Geräten am Einsatzort. Sie werden über Steckdosenverteiler und Verbindungsleitungen am Stromerzeuger angeschlossen sind. Dieser Strom wird nicht ins öffentliche Stromnetz eingespeist.
Die sogenannte Netzersatzanlage (NEA) kann an beliebiger Stelle eines vorhandenen öffentlichen Stromnetzes angeschlossen werden, um eine unterbrechungsfreie Stromversorgung der angeschlossenen Verbraucher beim Ausfall des öffentlichen Netzes sicherzustellen.
Beide Arten von THW-Stromerzeugern wiegen zwischen zwei und sechs Tonnen und sind daher auf Anhänger montiert, die mit THW-Fahrzeugen an den Einsatzort gebracht werden müssen.

Das tragbare Stromerzeugungsaggregat ist bei jedem THW-Einsatz dabei. Es kann auch unabhängig von den Einsatzwagen in Betrieb genommen werden; allerdings sind vier Helfer notwendig, um es zu bewegen. Bei vielen Aggregaten dieser Art besteht die Möglichkeit, den Motor entweder über den fest verbauten Tank oder von einem separaten Kanister aus mit Treibstoff zu versorgen.

Anni Lange/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Powermoon©

Der elektrische Mond

„Dunkel wars, der Mond schien helle“ heißt es in einem bekannten Kinderreim. Das gilt auch für die zahlreichen Nachteinsätze des THW. Zwar besitzen die Einsatzkräfte nicht die Macht über den Erdtrabanten, doch nutzen sie bei ihren Einsätzen in der Dunkelheit einen mondähnlichen Scheinwerfer.

Dieser „THW-Mond“ ist eigentlich ein Leuchtballon und schwebt während eines Einsatzes über dem Ort des Geschehens. Der Powermoon© ist auf einem Stativ angebracht, das bei Bedarf bis auf eine Höhe von fünf Metern ausgefahren wird. Im Inneren des Ballons befindet sich ein Drahtgestell, das wie ein Regenschirm aufgespannt ist und dem Ballon seine Form gibt.

Die Ballonhülle ist bei allen Leuchtballons gleich. Sie besteht aus einem weißen, lichtzerstreuenden Stoff. Die obere Ballonkuppe besteht aus einer Aluminiumschicht, die das Licht in Richtung des Bodens reflektiert. Durch die besondere Hülleneigenschaft entsteht ein gleichmäßiges und nicht blendendes Licht, welches Tageslichtverhältnissen ähnelt.

Für das Licht sorgen bis zu vier 1.000 Watt Halogen-Metalldampflampen (auch HQI-Lampe genannt). Diese haben soviel Power wie 100 normale Energiesparlampen. In der Lampe befinden sich zwei Elektroden, dazwischen ist ein mit Gas gefülltes isolierendes Röhrchen. Wird nun Strom zugeschaltet, zündet ein heller Lichtbogen zwischen den Elektroden, dessen Leuchtkraft noch durch das Gas verstärkt wird . Halogen-Metalldampflampen müssen wie alle Gasentladungslampen mit einem Vorschaltgerät betrieben werden. Dieses begrenzt nach der Zündung des Lichtbogens den Strom auf einen konstanten Wert. Würde der Entladungsstrom weiter ansteigen, ginge die Lampe kaputt.

Henner Euting/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Rettungs- und Abseilgeräte

Die Rettung hängt am Seil

Mit einem Auf- und Abseilgerät überwindet das THW gefährliche Höhen und Tiefen.

Eine Person wird vermisst. Die Rettungskräfte vermuten, dass sie in einen Schacht gestürzt ist. Schnell errichten THW-Einsatzkräfte über der Öffnung einen Dreibock und hängen ein Auf- und Abseilgerät ein. Sorgfältig zieht sich ein Helfer seinen Auffanggurt an und kontrolliert die Karabiner. Dann seilt er sich in den 20 Meter tiefen Schacht ab. Höchste Konzentration ist gefragt, denn seine Aufgabe ist es, den Verletzten aus dem Schacht zu befreien. Ohne Auf- und Abseilgerät wäre diese Rettungsaktion viel zu riskant.

Die THW-Rettungsausrüstung für Einsätze in Höhen und Tiefen hat den Namen „Rollgliss“ und besteht im wesentlichen aus vier Teilen: einem Rettungs- und Einstiegsgerät, einem Seil, einem Auffanggurt und einem Seilstoppgerät. Für Verletzte und Kinder kann anstelle des Auffang- und Haltegurtes auch ein Rettungdreieck verwendet werden. Das wichtigste Teil des Rollgliss ist das Rettungs- und Einstiegsgerät, das auf dem Flaschenzugprinzip basiert. Dabei handelt es sich um eine stabile Metallplatte mit einer Umlenkrolle in der Mitte, die mit einem Karabiner an einem Ankerpunkt befestigt wird. Über diese Rolle wird ein 60 Meter langes und mit bis zu 150 Kilogramm belastbares Kernmantelseil zweimal geführt. Eine Rücklaufsperre sorgt dafür, dass sich die Rolle nur in eine Richtung drehen kann. Dadurch wird das Seil beim Abseilen gebremst und das Aufseilen erleichtert. Der Benutzer des Rollgliss hakt am Seilende mit Karabinern seinen Auffanggurt und das Sicherungsseil des Seilstoppgeräts ein. Mit Hilfe dieses Geräts – einer Art Haltegriff – kann er sich dann bequem in die Höhe ziehen oder in die Tiefe abseilen.

Beim Transport von Verletzten muss der Helfer darauf achten, dass eine Maximallast von 150 Kilogramm nicht überschritten wird. Will er sich die Arbeit erleichtern, ist es möglich, eine „lose Rolle“ nach dem Prinzip des Flaschenzugs am Sitzgurt anzubringen. Wird das Seil um diese weitere Rolle geführt, muss der Helfer beim Hinaufziehen nur noch die Hälfte der erforderlichen Kraft aufbringen.

Tim Suchowski/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Rollgliss

Maximal die Hälfte wiegen

Berühmtheit erlangte der Flaschenzug in der Renaissance bei dem Aufstellen der Obelisken auf dem Petersplatz in Rom. Das Rollgliss ist eine Art Flaschenzug, der im Laufe der Jahrtausende weiterentwickelt wurde. Es ist ein Rettungs- und Abseilgerät, mit dem verunglückte Menschen aus Schächten oder großen Höhen befreit werden können.

Das Gehäuse des Rollgliss ist eine Belchbox, darin befindet sich eine Rolle, um die ein Seil mehrfach geführt wird. Durch eine Rücklaufsperre blockiert und bremst diese Rolle bei Belastung. - Zum Beispiel durch das Abseilen einer Person. Beim Aufseilen ist die Rolle aber frei drehbar. Das Rollgliss kann problemlos von einer Person bedient werden, entweder von untern, von oben oder am Seil hängend. Wenn das Rollgliss nicht am Seil hängend bedient, sondern beispielsweise am Dreibock mit einem Karabiner angeschlagen wird, wird das Seil durch weitere Rollen geführt. Das Flaschenzugprinzip greift. Die weiteren Umlenkrollen verringern das Gewicht der beispielsweise aus einem Schacht zu rettenden Person. Hierbei spielt die Untersetzung eine große Rolle, also wie oft das Seil von Rolle zu Rolle läuft. Je höher die Untersetzung, desto geringer wird das Gewicht. Wenn das Gerät mit einer Untersetzung von 3:1 ausgestattet ist, müssen nur 33 Prozent des eigentlichen Gewichts gezogen werden. Personen oder Lasten können so schnell und einfach auf- oder abgeseilt werden.

Ergänzend zu dem Rollgliss wird meist eine Seilbremse verwendet. Das Seil wird durch die Seilbremse geführt und durch die entstehende Reibung abgebremst oder gestoppt. Diese Vorrichtung kann sowohl an einem Dreibock befestigt werden, wenn das Rollgliss von aussen betrieben wird, als auch am Seil, um sich selbst sicher abzuseilen.

Verena Hemmerling/Hochschule-Bonn-Rhein-Sieg

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Scheinwerfer

Licht im Dunkel

Die Scheinwerfer des THW bringen Licht in dunkle Einsatzstellen.

Wer nachts hilft, braucht Licht. Das THW nutzt mobile Scheinwerfer, um Hilfseinsätze im Dunkeln zu ermöglichen. Wenn an der Einsatzstelle kein Netzstrom zur Verfügung steht, werden die Scheinwerfer mit einem Stromaggregat betrieben.

Die Scheinwerfer funktionieren wie eine gewöhnliche Schreibtischlampe oder die Deckenleuchte im Wohnzimmer. Mit einer Leistung von 1.000 Watt sind die vom THW eingesetzten Halogen-Scheinwerfer allerdings 20 Mal heller. Sogar Strahler, die auf Baustellen verwendet werden, verbrauchen gewöhnlich nur 500 Watt, also halb so viel wie die Scheinwerfer, die das THW einsetzt. Ein Stativ, das sich auf eine Höhe zwischen fünf und acht Metern einstellen lässt, sorgt für den sicheren Halt der Leuchten. Je weiter die drei Füße des Aluminiumgestells auseinander stehen, umso sicherer ist der Halt, aber umso mehr Platz benötigt das Stativ. Alle Einstellungen sind stufenlos regelbar.

Im Scheinwerfer fließen die Elektronen, die den Strom bilden, durch einen dünnen Draht – den so genannten Wolfram-Draht. Bildlich gesehen quetschen sich unzählige Elektronen durch den dünnen Draht. Die dabei entstehende Reibung verursacht Hitze, die wiederum den Draht zum Glühen bringt. Rund um den leuchtenden Draht befindet sich allerdings keine Luft, sondern Gase wie Brom oder Jod. Wäre der Draht von Sauerstoff umgeben würde dieser oxidieren, also verrosten.

Außerhalb von Rettungseinsätzen nutzt das THW die Scheinwerfer beispielsweise im Auftrag von Polizei oder Zoll: Wenn nächtliche Verkehrskontrollen anstehen, ist es oft das THW, das die Kontrollpunkte ausleuchtet.

Sebastian Kröger/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Schere und Spreizer

Mit Schere und Spreizer gegen Beton und Eisen

Mit den hydraulischen Rettungsgeräten Schere und Spreizer werden verschüttete oder eingeklemmte Personen befreit.

Eine Gasexplosion erschüttert ein Wohngebiet. Ein Haus stürzt ein und begräbt seine Bewohner unter sich. Für die Rettung der Verschütteten bleibt wenig Zeit – es zählt jede Sekunde. In solchen dramatischen Situationen greift das THW zu hydraulischen Rettungsgeräten, oftmals nur Schere und Spreizer genannt.

Mit dem Hydraulikspreizer werden beispielsweise Trümmerteile angehoben oder Autotüren aufgedrückt. Die Hydraulikschere wiederum dient zum Durchtrennen von Metallteilen. Angetrieben werden die beiden Geräte durch Aggregate mit Elektro- oder Benzinmotor.

Je nach Modell können mit den Spreizern des THW Lasten mit einem Gewicht von bis zu 13 Tonnen präzise gehoben und auseinander gedrückt, in geringerem Maße auch gezogen und zusammengedrückt werden. Durch das Aggregat wird das Gerät mit Hydrauliköl versorgt, welches einen Kolben entweder nach oben oder nach unten schiebt. Durch eine je nach Hersteller unterschiedliche Bedieneinrichtung bestimmt der Helfer mit einer Hand die Richtung des Ölflusses und damit des Kolbens. Die andere Hand hält das Gerät; bei einem Gewicht von rund 20 Kilogramm ist das keine leichte Aufgabe. Die Spreizarme bestehen aus einer Aluminium-Legierung oder aus Werkzeugstahl. Mit ihnen lassen sich Betonplatten bis zu 70 Zentimeter auseinander bewegen – genug Platz um einen Menschen hindurchzuziehen.

Die Hydraulikscheren des THW durchtrennen zum Beispiel Türfassungen, Seile sowie Rohre aus Metall. Stahl lässt sich bis zu einem Durchmesser von 22 Millimetern schneiden. Dies ist vor allem bei Stahlbeton zum Durchtrennen der eingebetteten Armierungen wichtig. Im Gegensatz zur Feuerwehr benötigt das THW seine Rettungsgeräte in der Regel nicht bei Verkehrsunfällen, sondern bei der Rettung von Verschütteten aus Trümmern.

Monika Siebenbach/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Schleifkorb und Bergeschleppe

Schleifen und Schleppen

Schleifkorb und Bergeschleppe ermöglichen den Transport von Verletzten selbst in unwegsamem Gelände.

Der Transport von Verletzten aus unwegsamem Gelände ist für Einsatzkräfte immer eine Herausforderung. Mit Schleifkorb und Bergeschleppe können Verletzte z.B. aus Trümmern, unzugänglichen Gebäuden oder steilen Abhängen gerettet werden.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Schleifkorb des THW kaum von einer herkömmlichen Trage. Helfer können die Opfer mit Gurten an dem zwei Meter langen und 60 Zentimeter breiten Rettungsgerät fixieren. An Kopf- und Fußende des Schleifkorbs können Drahtseile angebracht werden. Mit einem Seilzug lässt sich der Schleifkorb so selbst steile Böschungen hochziehen oder über eine Leiter hinab lassen. Zwei unter dem Korb montierte Stahlkufen sorgen dabei für die nötige Stabilität und verhindern, dass der Schleifkorb umkippt. Befindet sich das Opfer wieder auf ebenem Untergrund, kann der Schleifkorb als Trage dienen. Griffe an den Seiten ermöglichen Helfern nun das schonende Transportieren des Verletzten durch Muskelkraft.

Das Einsatzgebiet des Schleifkorbs ist jedoch abhängig vom Platz, der den Einsatzkräften zur Verfügung steht. Wenn der Raum sehr beengt ist, hilft eine Bergeschleppe. Sie ist 20 Zentimeter schmaler als der Schleifkorb und somit in schwierigem Gelände oder in Trümmerfeldern leichter einzusetzen. Sie bietet dem Opfer jedoch weniger Schutz, denn mit 1,20 Länge bleiben die Beine eines Verletzten außerhalb der Trage. Kopf und Körper des Opfers sind jedoch durch den Stahlkorpus gut geschützt. Die Bergeschleppe ist am Fußende flach und so kann eine zu rettende Person leicht darauf gezogen werden, ohne den Körper wie beim Schleifkorb hinein heben zu müssen. Bei engen Platzverhältnissen ist das enorm wichtig. Der Verletzte wird durch Sicherheitsgurte an dem Stahlkorpus befestigt.

Tim Sausen/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Steckleiter

Ein unersetzbarer THW-Helfer aus Aluminium.

Für das Retten von Leben brauchen die Frauen und Männer des THW Fachwissen, Courage, Disziplin und nicht zuletzt die richtige Ausrüstung. Oft handelt es sich dabei um komplizierte und schwere Geräte, aber auch einfachste Technik kommt zum Einsatz, die jeder von zu Hause kennt: zum Beispiel die Leiter.

Im THW werden bevorzugt Steckleitern verwendet. Ihr Einsatz ist ein Zeichen dafür, wie mit einfachsten Mitteln viel erreicht werden kann. Die Steckleiter ist übersichtlich in der Bedienung, vielseitig einsetzbar und fehlt bei keinem Einsatz des THW. Aus Aluminium gefertigt, ist sie mit ihren 10 Kilogramm ein wahres Leichtgewicht – dabei aber sehr stabil.

Bei Bedarf werden maximal vier Leiterteile ineinander gesteckt. Ein Schnappverschluss sorgt für Stabilität. So kann sie insgesamt eine Höhe von 8,40 Metern erreichen, das entspricht dem 2.OG. Wer allerdings jetzt glaubt, dass unser glänzender Held nur zum Klettern geeignet ist, der irrt gewaltig. Auch als Brücke macht sie eine gute Figur - wenn es gilt größere Tiefen, Schächte oder Gräben unbeschadet zu überqueren. Darüber hinaus kann sie zur Trage umfunktioniert werden, um Verletzte zu retten. Dafür wird die Person auf die Leiter gelegt, mit Bändern fixiert und kann dann aus größeren Höhen waagerecht herabgelassen werden.

Trotz moderner Drehleitern, wie man sie häufig auf Feuerwehrautos sieht, hat die klassische Leiter noch lange nicht ausgedient. In vielen Situationen ist sie schlicht unersetzlich, da Einsatzstellen mit Fahrzeugen nicht erreichbar sind. Um aber auch mit einem so einfachen Werkzeug erfolgreich und sicher arbeiten zu können, empfiehlt es sich in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und die Anleitung des Herstellers zu befolgen.

Hinzu kommt die regelmäßige Materialprüfung. Biegen sich hier zwei Leiterteile bei einer Belastung von 160 Kilogramm mehr als 60 Millimeter durch, werden sie ausgesondert. Nur so kann die Sicherheit der Helfer gewährleistet werden.


Aysegül Yasari, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Stegebau

Übers Wasser gehen

Bei Hochwasser, beispielsweise verursacht durch heftige Regenfälle oder Schmelzwasser, treten Flüsse über die Ufer. Landschaften und Städte stehen unter Wasser. Um dennoch trockenen Fußes das Ziel zu erreichen, gehört das Bauen von Stegen zu einer der wichtigen Aufgaben des THW.

Sobald das Wasser ein schwer zu überwindendes Hindernis darstellt, ist der Steg das Mittel der Wahl. Er schafft behelfsmäßige Übergänge. Stege können aus unterschiedlichen Baumaterial gefertigt werden. Sowohl „Rohmaterialien“ wie Holz als auch vorgefertigte Bauteile wie das Einsatzgerüstsystem (EGS) dienen als Grundmaterial.

Mit dem EGS könne viele verschiedene Stegvarianten gebaut werden. Enorme Vorteile dieser Stegformen: Sie sind schnell aufgebaut und haben eine festgelegte Statik. Allerdings ist das EGS nicht immer verfügbar, so dass der klassische Steg aus Holz gebaut wird. Holz und Seile stehen gleich bei welcher Schadenslange zur Verfügung oder sind schnell zu beschaffen. Die Wahl des zu bauenden Stegs hängt von dem Verwendungszweck, dem verfügbaren Material und der Geländebeschaffenheit ab. Es gibt Uferstege, die ohne Unterstützung gebaut werden, Stege mit fester Unterstützung und Stege mit schwimmender Unterstützung.

Die einfachste schwimmende Stegvariante ist der Tonnensteg. Er dient als Fußgängerüberweg. Fässer werden auf die Wasseroberfläche gelegt und mit Stangen, Holzdielen und Seilen verbunden. Diese schwimmende Konstruktion kann jedoch nur bei stehenden oder langsam fließenden Gewässern genutzt werden, da die Statik ansonsten nicht ausreicht.

Stege sind vielfältig einsetzbar, nicht nur zum Überwinden von Wasser. Sie können beispielsweise bei Pumpeinsätzen als Schlauchbrücke genutzt werden oder zur Überbrückung von nicht begehbarem Gelände. Hierfür können auch Steckleitern genutzt werden. Die Sprossen der Leiter müssen mit Brettern oder Bohlen abgedeckt und durch Arbeitsleinen oder Spanngurte verbunden werden. Die Enden der Leiter werden beispielsweise auf Dreiböcken fixiert und je nach länge mit Holmen unterstützt. Bei diesem System ist es wichtig, dass die Leiter auf beiden Seiten mindestens 30 cm aufliegt und die Holme rechtwinklig angebracht sind.

Verena Hemmerling/Hochschule-Bonn-Rhein-Sieg

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Tauchpumpe

Abgetaucht

Für das Leerpumpen vollgelaufener Keller und Garagen setzen die THW-Einsatzkräfte Tauchpumpen ein.

Bei starken Regenfällen, verstopften Kanälen und Hochwasser laufen oft Keller voll. Hier setzt das THW auf Tauchpumpen: Sie arbeiten dort, wo die Verwendung von Pumpen mit einem Verbrennungsmotor aufgrund von Nässe nicht möglich ist.

Die besondere Eigenschaft von Tauchpumpen liegt darin, dass sie vollständig in Flüssigkeit eingetaucht werden können. An der unteren Seite der Pumpe befindet sich ein Laufrad für den Transport. Ein Elektromotor lässt das Laufrad rotieren und drückt dadurch die Flüssigkeit in den Pumpschlauch. Am Einlass vor dem Laufrad befindet sich ein Sieb mit einem Korndurchlass von zehn Millimetern. Dieses ist durchlässig für Schmutzwasser, filtert aber enthaltene Fest- und Faserstoffe heraus, welche die Pumpe beschädigen könnten. Je nach Größe kann die Pumpe über eine Höhendifferenz von bis zu 20 Meter arbeiten.

Zur Ausrüstung des THW gehören zwei Arten von Tauchpumpen. Die stärkere Pumpe kann bis zu 3.000 Liter pro Minute fördern. Damit kann die Pumpe eine Standardbadewanne mit einer Füllmenge von 150 Litern Wasser in drei Sekunden leer pumpen. Die kleinere Pumpe fördert bis zu 400 Liter pro Minute. Dies entspricht etwa 7 Litern in der Sekunde. Beide Pumpen funktionieren nach dem gleichen Prinzip..

Anita Holtermann/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Trennschleifer

Schneller Schnitt mit Funkenflug

Mit hoher Geschwindigkeit durchtrennt der Trennschleifer Metall, Stein und Beton.

Trennschleifer sind nicht nur beim THW oder im Metallbaubereich bekannt. Jeder Handwerker hat bereits mit dem, im Alltag oft „Flex“ genannten Gerät, gearbeitet. Der Trennschleifer wird von Hand geführt und kann die härtesten Materialien zerschneiden.

Geschnitten wird mit einer schnell rotierenden Scheibe, die in der Regel von einem elektrischen Motor angetrieben wird. Die erforderliche Stromspannung beläuft sich auf die haushaltsüblichen 230 Volt. Befinden sich die Helfer aber in unwegsamen Gelände oder haben sie keine direkte Stromquelle zur Verfügung, können sie gegebenenfalls auf einen benzinbetriebenen Trennschleifer zurückgreifen.

Während der Nutzung des Trennschleifers arbeitet die Schneidscheibe je nach Gerätetyp mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute.
Um zu vermeiden, dass das Werkzeug bei der hohen mechanischen Belastung zerbirst, ist die Scheibe durch Gewebeeinlagen verstärkt. Eine elastische Kunstharzbindung verleiht ihr zudem eine gewisse Flexibilität. Durch diese Eigenschaften ist es möglich, je nach Zusammensetzung der Scheiben Metall, Stein, Beton und Keramik relativ einfach und schnell zu zerschneiden.

Natürlich müssen sich die Helfer bei der Arbeit mit der Maschine schützen. Da bei der Nutzung des Trennschleifers oft Funken fliegen, ist es wichtig eine Schutzbrille, eine Lederschürze, schwer entflammbare Kleidung sowie Sicherheitshandschuhe zu tragen. Sicherheitsschuhe verhindern, dass der Nutzer durch herunterfallende Materialien verletzt wird. Auch ein Gehörschutz sollte getragen werden, da der Lärmpegel deutlich steigen kann, wenn die Schneidscheibe auf Stahl und Co. trifft.

Bastian Hofsümmer/Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Trinkwasseraufbereitungsanlage

Wasser für Menschen in Not

Wir benutzen es täglich und oft, ohne darüber nachzudenken. Unbewusst verbraucht jeder Deutsche im Schnitt etwa 120 Liter Trinkwasser am Tag. In welchem Luxus wir leben, merken wir in einer der trinkwasserreichsten Regionen der Welt meist erst, wenn Trinkwasser plötzlich fehlt. Zum Beispiel bei Schäden an Wasserwerken, beim Ausfall von Pumpen oder bei Wasserverunreinigungen. Im Auftrag der Bundesregierung hält das THW mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen (TWA) und speziell ausgebildete Helferinnen und Helfer bereit, um im Notfall Menschen in Deutschland, aber auch weltweit mit lebenswichtigem Trinkwasser zu versorgen.

Quelle: THW

Die Leistungsfähigkeit der TWA des THW ist höher als die vieler Wasserwerke. Im Gegensatz zu einem Wasserwerk muss das THW mit seinen mobilen Anlagen auf Wasser aus allen denkbaren Quellen zugreifen. Das können Flüsse, Seen, im Idealfall Brunnen, aber auch defekte Wasserwerke sein. Mithilfe von Trinkwasserlaboren überprüfen die Helferinnen und Helfer die Qualität des aufbereiteten Wassers. Im Ausland stellt das THW Trinkwasser nach dem Standard der Weltgesundheitsorganisation (WHO) her. Bei Einsätzen in Deutschland erfüllt es die Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung.

Je nach Qualität muss das Rohwasser unterschiedlich vorbehandelt werden. In einem großen Becken behandeln Chemikalien wie Eisen-III-Chlorid oder Aluminiumsulfat nach Einstellung des pH-Wertes durch pH-Regulatoren das Wasser. Sie binden Schwebstoffe, die sich am Boden sammeln. Aktivkohle beseitigt unerwünschte gelöste Stoffe: Das Wasser wird klar.

Neue Technik für maximale Reinheit

Im Mai 2012 übergab THW-Präsident Albrecht Broemme in München auf der Fachmesse IFAT-Entsorga dem Ortsverband Starnberg stellvertretend für das ganze THW eine von zehn neuen Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Jede dieser Ultrafiltrations-Anlagen vom Typ UF-15 kann 15.000 Liter Wasser pro Stunde aufbereiten. Bei rund 20 Stunden Produktivbetrieb und einem für den Notfall angenommenen Verbrauch von 15 Litern pro Person bietet sie täglich für rund 20.000 Menschen Trinkwasser. Reicht das nicht aus, können alle Anlagen schnell an einem Ort zusammen gezogen werden.

Bei der Ultrafiltration mit der UF-15 handelt es sich um eine Filtrationstechnik mit Keramikmembranen aus Monolitblöcken: Trennschichten, die für Stoffe einer gewissen Größe undurchlässig sind. Im Fall der Ultrafiltration werden Partikel ab einer Größe von 0,1 bis 0,2 Mikrometern abgesondert. So können alle Krankheitserreger aus dem Wasser gefiltert werden. Nach der Grob- und Ultrafiltration wird das Wasser mit UV-Licht und mit Chlor desinfiziert und lagerbar gemacht. Zwei Stromerzeuger, Reinwassertanks zur Lagerung und ein Hauswasserwerk zum Anschluss an bestehende Trinkwassernetze runden das Paket TWA UF-15 ab. Der modulare Aufbau ermöglicht auch den Einzelbetrieb der chemischen Vorbehandlung, der Filtrationsstraße, des Reinwasserbehandlungsmoduls oder der Lager- und Verteilsysteme.

Die Modulanlagen UF-15 sind in Aluminiumkisten verpackt und stehen einsatzbereit auf Anhängern in denjenigen Ortsverbänden, die über eine Fachgruppe Trinkwasserversorgung verfügen. Grundsätzlich ist die UF-15 voll luftverlastbar, da sie alle Maße der sogenannten LD3-Container erfüllt.

Trinkwasser im Ausland

Außerhalb Deutschlands setzten die im Ausland auch „Water People“ genannten Helferinnen und Helfer des THW in der Regel die Wasseraufbereitungsanlage WTC 5000 ein. Auch sie arbeitet mit dem Prinzip der Ultrafiltration. Mit einer Anlage bereiten die Einsatzkräfte der Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA) bis zu 5.000 Liter Wasser pro Stunde auf. So können sie bei einem Mindestbedarf an Trinkwasser von sieben Litern bis zu 15.000 Menschen am Tag pro Anlage versorgen.

Im ersten Schritt der Aufbereitung wird das Wasser in großen Rohwasserbecken geflockt. In diesem Stadium lagert sich bereits ein Großteil der Schmutzpartikel durch Sedimentation auf dem Boden der Behälter ab. Nun gelangt das Rohwasser in die Anlage. Dort scheidet das Vorfiltermodul mit einem 200 Mikrometer-Beutelfilter übriggebliebene grobe Partikel ab. Anschließend wird das Rohwasser in einem Membranmodul weiter gereinigt. Dazu nutzt die WTC 5000 spezielle Ultrafiltrationsmembranen. Diese haben eine Porengröße von maximal 0,02 Mikrometer und halten sowohl Partikel, wie zum Beispiel Sand, als auch Bakterien und Viren zurück. Zum Abschluss des Aufbereitungsprozesses wird das Wasser mit Chlor desinfiziert. So können die Einsatzkräfte Trinkwasser nach WHO-Standard zur Verfügung stellen. Die Trinkwasserqualität wird laufend in einem mobilen Labor überprüft. Gelagert wird das gereinigte Wasser bis zur Abgabe an die Bevölkerung in sogenannten Wasserblasen mit einem Volumen von jeweils 10.000 Litern. 

Damit die Anlage möglichst schnell per Flugzeug oder Fahrzeug an den Einsatzort gelangen kann, ist sie modular aufgebaut. Die einzelnen Module wiegen maximal 100 Kilogramm und können daher von vier Personen problemlos manuell transportiert werden.

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